Auf dem langen Weg zu mehr einheimischen Fachkräften

Mit guter Ausbildung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der besseren Einbindung von älteren Arbeitnehmern wollen Bund, Kantone und die Sozialpartner das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften erweitern.

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Besonders akut ist der Mangel in der Informatik sowie im Maschinenbau und im Gesundheitswesen. (Bild: Keystone)

Besonders akut ist der Mangel in der Informatik sowie im Maschinenbau und im Gesundheitswesen. (Bild: Keystone)

For. Bern ⋅ Der Mangel an Fachkräften hindert viele Unternehmen daran, ihr Entwicklungspotenzial auszuschöpfen. Laut den neuesten Zahlen bekunden 31 Prozent der Firmen Mühe, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Im sekundären Sektor liegt dieser Anteil sogar bei 36 Prozent. Besonders akut ist der Mangel in der Informatik sowie im Maschinenbau und im Gesundheitswesen.

Ein Teil des Bedarfs wird durch die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften gedeckt. Doch Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann will nicht alleine darauf setzen. Denn Fachkräfte dürften auch im Ausland knapp werden. Zudem sorgt der innenpolitische Druck dafür, dass das Potenzial aus der Einwanderung nicht unbegrenzt angezapft werden kann. Schneider-Ammann hat deshalb vor eineinhalb Jahren eine Initiative zum Ausbau des Angebots an qualifizierten Arbeitskräften lanciert. Eine Analyse der Situation sowie rund vierzig Massnahmen wurden in einem Grundlagenbericht gebündelt.

Vier Handlungsfelder

Seither hat das Volkswirtschaftsdepartement zusammen mit der Konferenz der kantonalen Volkswirtschaftsdirektoren vier Handlungsfelder bestimmt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Das angeschlagene Tempo zeigt eher Parallelen zum gemächlichen Regionalzug als zum Intercity, doch die Verantwortlichen betonen, der Auswahl seien intensive Diskussionen vorangegangen. Die vier Stossrichtungen sind: Höherqualifizierung: Die Schweiz als Hochlohnland bietet immer mehr Produkte und Dienstleistungen im Premium-Segment an. Die Erwerbstätigen sollen mit den höheren Anforderungen der Arbeitswelt Schritt halten können.

Innovation: Mit der Förderung von Innovation hofft der Bund, die Produktivität zu erhöhen, was den Fachkräftemangel entschärfen könnte. Ältere Arbeitnehmer: Es sollen gute Bedingungen geschaffen werden, damit Arbeitnehmer bis zur Pensionierung und auch darüber hinaus in der Arbeitswelt verankert bleiben. Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Hier geht es darum, das Potenzial der weiblichen Arbeitskräfte noch besser zu nutzen.

Mehr als ein Appell?

Diese Prioritäten sind auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite auf Zustimmung gestossen, wie ein runder Tisch am Dienstag gezeigt hat. Als Nächstes werden Bund, Kantone und die Sozialpartner in ihren Kompetenzbereichen Massnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ausarbeiten. Dem Staat kommt dabei die Rolle zu, für gute Rahmenbedingungen zu sorgen.

Schneider-Ammann räumte ein, die Initiative möge eher als Appell daherkommen, weil sie vor allem auf Freiwilligkeit basiere. In seinem Bereich will der Wirtschaftsminister aber ein paar Farbtupfer setzen. Der Bund gehe in seiner Rolle als Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran. Ein Generationenmanagement soll die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern über das ordentliche Pensionsalter hinaus ermöglichen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Die lancierten Massnahmen werden durch ein Monitoring überwacht. Die Kantone ihrerseits wollen ausländische Konzerne vermehrt dazu motivieren, Lehrlinge auszubilden.

Thomas Daum, Direktor des Arbeitgeberverbands, sieht auch die Wirtschaft in der Pflicht. Man solle in zwei Jahren kritisch fragen, wie stark die Erwerbsquote der Frauen gestiegen sei. Er zeigte sich zuversichtlich, dass angesichts der anstehenden Abstimmungen über die Personenfreizügigkeit viele Unternehmer begriffen hätten, dass sie den Tatbeweis für die Förderung der einheimischen Arbeitskräfte erbringen müssten. Gleichzeitig ist den Vertretern am runden Tisch bewusst, dass die Wirtschaft trotz dieser Initiative weiterhin auf die Zuwanderung angewiesen sein wird.

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